ZIMMER FRAUEN • FASSNACHT

ZIMMER FRAUEN • FASSNACHT

Premiere – Dienstag, 16. Oktober 2012

Regie: Michael Schlecht, Bühne: Jutta Bornemann, Dramaturgie: Horst Busch

Ich spiele die Rolle des Schriftstellers Sepp.
Foto © Marion Bührle

Inhalt

Fritz und Sepp, zwei Männer beim Bier sind sich einig: Der Typ mit dem Zimmermädchen ist echt ein Arschloch. Gut, das kann einem Mann schon mal passieren. Wenn’s dumm läuft. Wobei, das ist dem Sepp so noch nie. Dem Fritz eh nicht. Aber der Sepp ist in Sachen Frau sicher kein unbeschriebenes Blatt. Vielleicht sieht er dem Arschloch deshalb auch so ähnlich. Findet zumindest Fritz. Und einig sind sie sich auch selten. Ist immer schwierig, wenn der eine viel Geld hat und der andere grad gar keins. So wie beim Sepp und beim Fritz. Und wenn dann der Fritz vom Sepp Geld pumpt, dann muss man aufpassen, dass daraus kein Abhängigkeitsding wird. Weil der Sepp dann den Fritz fragt, ob sie mal zusammen eine Frau gegen deren Willen. Das wär doch mal was. Aber da macht der Fritz nicht mit, der will lieber eine eigene. Sonst kommt er zum Schluss gar nicht dran. Das findet der Sepp jetzt saudumm. Der Fritz ist wirklich ein ichbezogener Depp. Teilen kennt der gar nicht. Kein Wunder, dass dem seine Gemälde keine Sau mehr kaufen will. Und dann – Ironie des Schicksals – werden dem Fritz genau die besten Bilder seines Lebens geklaut. Und die Hosen vom Sepp und vom Fritz, die auch. Weil so was hat Mann noch nie gesehen. Horden von wild gewordenen Japanerinnen. Was die mit denen machen, das hat der Fritz erst noch mit seiner Kreativität auf Leinwand verarbeitet, aber dann war’s für die Kreativität auch zu heftig. Opfer wär jetzt irgendwie das falsche Wort, weil dann hätten diese Weiber ja auch noch die Überlegenheit geklaut. Und die kann man Männern gar nicht klauen. Eh klar. Alles eben eine Frage der Auslegung. Immer.“ (Beate Faßnacht)

Kritik

Tiefsinnige Sätze, wie sie unter zwei Freunden nach ein paar Bier zu viel eben fallen, hat Faßnacht zu einem wunderbar absurden Dialog zusammengeführt. Der thematisiert Selbstüberschätzung genauso wie Selbstzweifel (Literat Sepp ist offenbar genauso von einer Schaffenskrise befallen wie Maler Fritz), ermittelt die Haltbarkeit einer Freundschaft bei ungleichem Kontostand und misst die Größe des Egos an der sexuellen Erfolgsquote. Man sieht den routinierten Komödianten Frank Damerius und Pius Maria Cüppers schmunzelnd zu beim Schwadronieren über die Beweggründe des „alten Sacks“ und des Zimmermädchens. War es Lust oder wollte er nur verhindern, dass sie sich in ihn verliebt? Was ist mit seiner Frau? Wie lebt es sich mit Fußfessel?Hinter der Plauderei im angedeuteten Atelier des Künstlers Fritz (Bühne: Jutta Bornemann) kommt das Psychogramm ganz normaler Stammtischbrüder zum Vorschein: Vom großen Weiberheld in New York zoomt man runter auf die eigene kleine Existenz, erotische Träume und Erfahrungen, Geldsorgen und die verblasste Ehe. […]Autorin Faßnacht und Regisseur Michael Schlecht treiben im zweiten Teil die Groteske auf die Spitze und spielen durch, wie es den Männern beim Rollentausch ergehen könnte: Offenbar ist eine Horde sexgieriger Weiber über sie hergefallen, hat die beiden zwangsbeglückt und ist unerkannt abgerückt.
Zurück bleiben zwei Freunde in Nylonanzügen, die Nacktheit simulieren. Und es ist sicher kein Zufall, däss der weinerliche Fritz nun selbstbewusst sein angenähtes
Gemächt zeigt, während Sepp seines hinter einem Kellnerinnen-Schürzchen verbirgt und wirklich erniedrigt aussieht.
Katharina Erlenseen – Nürnberger Nachrichten – 20.10.2012

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