WAS IHR WOLLT • SHAKESPEARE

WAS IHR WOLLT • SHAKESPEARE

Premiere – Freitag, 13. Mai 2011

Regie: Stefan Otten, Bühne: Peter Scior, Dramaturgie: Maren Zimmermann, mus. Leitung Bettina Ostermeier

Ich spiele die Rolle des Narren
Foto © Marion Bührle

Inhalt

Viola hat ein Schiffsunglück vor der Küste Illyriens überlebt, bei dem ihr Zwillingsbruder Sebastian ums Leben gekommen zu sein scheint. Viola beschließt als Knabe verkleidet in die Dienste des Herzogs Orsino zu treten, der über Illyrien herrscht. Orsino ist unsterblich verliebt in die Gräfin Olivia, die aber aus Trauer um ihren verstorbenen Bruder sieben Jahre lang ihr Gesicht verschleiern und die Gesellschaft von Männern meiden will. Die als Mann verkleidete Viola, die sich jetzt Cesario nennt, gewinnt rasch die Gunst Orsinos und wird von ihm beauftragt, seine Liebesbotschaften an Olivia zu übermitteln. Olivia verliebt sich jedoch in den „jungen Mann“ Cesario, während Cesario/Viola Gefallen am Herzog gewonnen hat.

Songs

Ein hervorstechendes Moment dieser Inszenierung sind viele Songs und Lieder, die von allen Darstellern gesungen werden.
Hier ein Song, den ich in dieser Inszenierung als Feste singe.

Play 1. Any other world (Mika) – Was Ihr Wollt

Kritik

In der ersten Szene liegt da ein Haufen weißer Leiber auf der dunklen Bühne, halbnackt, mehr tot als lebendig. Da platzt vom Bühnenhimmel plötzlich ein Strom von Wasser auf die da unten, Schiffbrüchige, Gestrandete also. Im Hintergrund ein jämmerliches Jaulen wie von kranken Katzen. Dann öffnet sich in der Ferne ein Spalt wie von einer Kamera, wird größer und gibt den Blick frei auf eine andere, merkwürdige Welt, unwirklich, dämonisch, schön, eine Insel, grün, beschienen von einem gelben Nebel, hellem Licht.Ob dies ein Traum ist, Paradies, Hölle oder Illusion, wird bis zum Schluss nicht sicher sein. Aber langsam wie in Trance quälen sich die Leiber hoch und betreten das Land, den seltsamen Dschungel. Alle suchen sich, nach Orientierung und – nach Liebe. Das Land heißt Illyrien. Komisch künstliche Bären gibt es hier. Die Liebe gibt es eher nicht. So beginnt sie, die Inszenierung von Shakespeares Komödie „Was ihr wollt“ des Berliner Regisseurs Stefan Otteni am Staatsschauspiel Nürnberg.„Wenn Musik der Liebe Nahrung ist, spielt weiter!“ so artikuliert die Herzogin Orsina hier den ersten berühmten Satz in Shakespeares Stück, ungeduldig und genervt. Stefan Otteni macht aus „Was ihr wollt“ das totale Melodram, ein Stück mit Musik, mit viel, mit gar sehr viel Musik, die doch nicht satt macht. Jeder, der liebt, wird garantiert nicht wieder geliebt. Herzog Orsino, den Regisseur Otteni mit Elke Wollmann zur rassigen Lesbe Orsina im freizügigen Hosenanzug umdeutet, liebt Olivia. Olivia liebt das androgyne Doppelwesen Cesario. Cesario liebt Orsina. Malvolio liebt Olivia.
[…]
„Die Liebe ist nichts als eine Kopfkrankheit, die gehört ins Irrenhaus und ausgepeitscht!“ heißt es wie ein Leitmotiv in der taufrischen Übersetzung von Angela Schanelec. Shakespeares Stück, schon im Kern ist natürlich Konstruktion, eine Versuchs-und Verteilungsanordnung der Geschlechter und Geschlechterrollen, so schräg, dass die im Prinzip das absurde Theaters des 20. Jahrhunderts antzipiert, „Was Ihr Wollt“, schon der Titel deutet ja die Beliebigkeit nach Herzenslust an, ist keine psychologische Story, sondern eine um Illusion und Projektion eines unglücklich machenden Monstrums, einer Phantasie namens Liebe.
Barbara Bogen – Bayern 5 – 14.05.2011

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