OUT OF RÖTHENBACH • LOPICIC
OUT OF RÖTHENBACH • LOPICIC
Premiere – Donnerstag, 30. Dezember 2010
Regie: Sandy Lopicic, Bühne: Thurid Peine, Dramaturgie: Maren Zimmermann, mus. Leitung: Bettina Ostermeier
Wer kennt das nicht, man denkt die neue Wohnung ist das Paradies und dann lernt man Stück für Stück die Nachbarn kennen. Rechts lebt der allein erziehende Vater mit dem behinderten Sohn und der pubertierenden Tochter, links der schneidige Student mit halbseidenem glatzköpfigem Besuch und dann sind da noch die beiden frustrierten Frauen über einem. Als wäre das alles nicht genug, zieht mitten in diese Gemengelage unten noch eine junge Türkin ein.„Out of Röthenbach“ erzählt von einer Situation, die jeder kennt: Das enge Aufeinander hocken in einem Mietshaus! Und von all den Vorurteilen und Aversionen die aus unterschiedlichen Lebensvorstellungen entstehen und im Flur und auf den Balkonen aufeinanderprallen, Schweinebraten gegen indisches Curry, Hardrock gegen Oper, Frühaufsteher gegen Langschläfer, Stiefmütterchen gegen Marihuanaanbau. Und weil einen die Nachbarn so oft sprachlos machen, hilft nur: Singen und zwar von Delibes bis Rio Reiser! Nach den legendären Liederabenden „Sekretärinnen“ und „Männer“ endlich ein neues Songdrama für Nürnberg, in dem Balkantemperament auf deutsche Schwermut trifft.
Einen außerordentlichen Liederabend, der „bewusst wenig erbaulich“ ausfällt, hat Wolf Ebersberger für die Nürnberger Zeitung (3.1.2011) erlebt. Auch wenn das Songdrama „als Ganzes dann doch zu wenig entwickelt“ sei, besitze die Regie von Sandy Lopicic „Sinn für wunderbare Details und Gesten, aber auch für Timing und Witz“. Sie schildere ein „düsteres Sozialpanorama, eine verkrüppelte kleine Welt, in der Frustration herrscht und die Gefühle schummrig dahinfaulen“, wobei das Elendsbild durch die Musik aufgehellt werde. Die Popauswahl ergebe „ein überraschend stimmiges Potpourri. Mal laut, mal leise, mal emotional hingerockt, mal im Ton eines gebrochenen Herzens: Die Mischung funktioniert prächtig.““Schlichte Story, tolle Sänger“ so fasst Susanne Helmer den Abend für die Nürnberger Nachrichten (3.1.2011) knackig zusammen. „Wenn man erst einmal begriffen hat, dass es wenig Sinn macht, nach Tiefgang zu schürfen, macht die Inszenierung durchaus Spaß.“ Das Vergnügen entspringe einerseits dem Erlebnis einer permanent rotierenden Drehbühne mit ihren von Thurid Peine „pfiffig ausgestatteten Wohnungen“, vor allem aber aus der Musikalität des Ensembles und der fünfköpfigen Band.
Nürnberg Nachrichten / Nürnberger Zeitung – 03.01.2010
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