DER SANDMANN • E.T.A. HOFFMANN

DER SANDMANN • E.T.A. HOFMANN

Premiere – Samstag, 1. Juni 2019

Regie: Clara Werde, Bühne: David Hohmann, Kostüme: Clemens Leander, Dramaturgie: Brigitte Ostermann, Musik: Thomas Leboeg

Ich spiele den Vater Nathanaels

Inhalt
Als Kind gibt Nathanael der unheimlichen Figur des Sandmanns die Schuld, als der Vater bei heimlichen alchemistischen Experimenten ums Leben kommt. Verlobt mit Clara scheint er sein Trauma überwunden zu haben, doch dann blickt er in die Augen der rätselhaften Olimpia … In der Tradition der dunklen Romantik eröffnet die Novelle einen Kosmos zwischen Realität und Traum, Sehnsucht und Wahn dessen Bilderreichtum wie für das Theater geschaffen ist.
Besetzung

Maximilian Pulst (Nathanael), Pauline Kästner (Olimpia), Anna Klimovitskaya (Clara), Annette Büschelberger(Mutter), Sascha Tuxhorn (Spalanzani, Coppola), Felix Mühlen (Coppelius, Sandmann), Nicolas Frederick Djuren(Lothar), Cem Lukas Yeginer (Trauerredner), Tjark Bernau (Sigmund), Frank Damerius (Vater)

Kritik

Clara Weyde und Brigitte Ostermann haben für ihre Nürnberger Fassung nicht den forschenden Blick von außen gewählt, sondern die (von ihnen) gelenkte Fantasie des Nathanael zum Maß aller Dinge gemacht. Ein Standpunkt wird festgeklopft und an sehr elastischer Dramaturgen-Leine im großen Radius umkreist. Die Inszenierung folgt den Obsessionen des tragischen Helden quer durch alle irrlichternden Rückblenden, die da durch zungenbrechende Gedenkreden flimmern,  und setzt seine Partner dem scharfen Blick der satirischen Zuspitzung aus. •••
Aus dem Gedenk-Ritual am offenen Sarg zu Beginn entwickelt sich eine komödiantisch übermalte Schnell-Biografie von knapp hundert Minuten (laut Programmheft war die Inszenierung allerdings bis kurz vor der Premiere noch 20 Minuten länger), die der geheimnisvoll dunklen Romantik des E.T.A. Hoffmann und ihrem Hang zum Schwebezustand nicht wirklich traut. Insofern ist gegen das Ende, wenn die lieben Freunde zur gemeinsamen Tat schreiten, kaum etwas einzuwenden. Der Außenseiter guckt nochmal hoffnungsvoll aus dem finalen Möbelstück auf den Lauf der Welt, aber das Kollektiv will nichts so sehr wie Ordnung: „Deckel drauf und alles Gute!“

Dieter Stoll – Nachtkritik.de

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