LAZARUS • DAVID BOWIE & ENDA WALSH
LAZARUS • DAVID BOWIE & ENDA WALSH
Premiere – Samstag, 2. Februar 2019
Regie: Tilo Nest, Bühne: Stefan Heyne, Kostüme: Anna Buffertrille, Dramaturgie: Katharina Gerschler, mus. Leitung: Vera Mohrs & Kostja Rapaport
Ich spiele den Michael
Sascha Tuxhorn (Newton), Lea Sophie Salfeld (Elly). Amadeus Köhli (Zach), Anna Klimovitskaya(Japanerin/Maemi), Vera Mohrs (Teenage Girl 1), Süheyla Ünlü (Teenage Girl 2), Marie Nest (Teenage Girl 3), Pauline Kästner (Das Mädchen/Marley), Nicolas Frederick Djuren (Valentine), Yascha Finn Nolting (Ben), Frank Damerius(Michael), Kostia Rapoport (Klavier, Keyboard), Vera Mohrs (Keyboard), Denis Cuni (Posaune), Martin Krechlak(Saxophon, Querflöte), Daniel Randlkofer (Gitarre), Moritz Graf (Bass), Daniel Treimer (Schlagzeug)
Zartes und Brutales, Liebe und Hass, Leben und Tod – das Musical „Lazarus“, am Samstag erstmals im Staatstheater Nürnberg aufgeführt, ist alles andere als leichte Kost. In zwei Stunden, ohne Pause, werden weder einfache Fragen gestellt noch wirkliche Antworten gegeben. Dass ein unvergessener Popstar wie David Bowie dieses Musical zusammen mit Enda Walsh geschaffen hat, mag einen Teil des Publikums angezogen haben; den enormen Andrang insgesamt vermag es freilich nicht zu erklären
Es sind hoch intensive zwei Stunden. Der Zeitfortschritt verliert sich am Rande der Wahrnehmung. „Lazarus“ ist nicht im Vorbeigehen zu begreifen. Erzählt wird in der Regie von Tilo Nest die Geschichte eines Außerirdischen, der von der Erde nicht mehr loskommt. Nicht etwa, weil es ihm hier so gefällt, sondern weil ihm die Rückkehr in die Heimat versperrt ist. Wobei das Wort „Geschichte“ nicht passt: Die Zeit, soweit überhaupt begreifbar, hat in „Lazarus“ weder Anfang noch Ende. Es gibt keine wirkliche Vergangenheit, keine erkennbare Zukunft. Noch nicht einmal die Gegenwart ist so beschaffen, wie sie es auf den ersten und zweiten Blick zu sein scheint.
Zum Musical im Sinne einer Genre-Zuordnung wird „Lazarus“ durch ein gutes Dutzend Songs von David Bowie, am bekanntesten für ein breites Publikum vielleicht „Heroes“ oder „Life On Mars“. Ein Musical für belanglos-bunte Deko-Shows entsteht dabei aber nicht. Die Band ist mit auf der Bühne, wird als kleine Gruppe selbst zum Akteur im dramaturgischen Ablauf. Bowies Songs interpretiert sie auf eigene Art: Zwar sind sie allemal gut zu erkennen, doch ordnen sie sich unter. Ein Musical als „Drama mit Musik“?
Was zeichnet diese Nürnberger Inszenierung des Musicals aus, dessen Uraufführung in New York David Bowie 2016 selbst so gerade noch erlebt hat? Recht einfach: Es bleibt nichts zu wünschen übrig, und die Besucher der Premiere haben genau diese Perfektion bis ins kleinste Detail am Ende auch mit „Standing Ovations“ gefeiert. In erster Linie zu feiern, ist die fein dosierte, aber gewaltige Wucht, die alle Darsteller entwickeln, und das selbst in den Szenen, die auf den ersten Blick wie auf Samtpfoten daherkommen.
Josef Fichtner – Mittelbayerische Zeitung
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