DAS GESPENST VON CANTERVILLE • DAMERIUS

DAS GESPENST VON CANTERVILLE • DAMERIUS

Seit ich am Theater arbeitete, hatte ich den Wunsch auch Stücke für das Theater zu schreiben.
1991 begann ich mit der Arbeit an dem Musical „Das Gespenst von Canterville“.

Vorerst war es als ein Stück für Kinder geplant und sollte zur Weihnachtszeit als Märchen in Marburg aufgeführt werden.
Als ich aber die Möglichkeit bekam, dieses Stück für den Abendspielplan, also für Erwachsene zu schreiben, überarbeitete ich den Text noch einmal.
1997 war es dann soweit. Die Uraufführung fand in Marburg unter der Regie meines Freundes Peter Radestock statt.
Außerdem wurde es in Stendal und Neustrelitz aufgeführt.

DAS GESPENST VON CANTERVILLE

Besetzung
Regie
Ausstattung
Dramaturgie
mus. Leitung
Choreographie
Peter Radestock
Klaus Weber
Jürgen Sachs
Jörg Müller
Daniel Galvan
Darsteller
Mr.Otis
Das Gespenst
Boe Otis
Joe Otis
Virginia Otis
Mr. Umney
Cecil
Band
Jürgen H- Keuchel
Thomas Streibig
Frank Siebenschuh
Jan Krawczyk
Regula Fischbach
Fred Graeve
Tom Jakobs
Atomic B and the Huguenots
Kritik

Geisterkomödie für alle Generationen
Musical-Uraufführung in Marburg:
„Das Gespenst von Canterville“ Text und Musik von Frank Damerius

Gießener Allgemeine, Dagmar Klein

Das Marburger Schauspiel bewies am Wochenende wieder einmal Mut und Innovationskraft. Zur Uraufführung kam das Musical »Das Gespenst von Canterville«, das ein Mitglied des Ensembles getextet und komponiert hat. Frank Damerius gehört seit 1991 zur Marburger Crew, als Schauspieler und Regisseur. Die Idee zu einem Musical nach der Erzählung von Oscar Wilde kam ihm bereits 1990, die erste Fassung des Bühnenstücks entstand 1994, wurde dann im letzten Jahr überarbeitet und komplettiert. Was als Kinder-Musical gedacht war, ist nun zum Stück für die ganze Familie geworden. Wie es sich bereits am ausverkauften Premierenabend erwies.
Das Marburger Ensemble hat bereits einige Musical-Erfahrungen gesammelt in den Inszenierungen vergangener Spielzeiten. Mit Erfolg wurden »Cabaret« und »Westside-Story“ auf dieBühne der Stadthalle gebracht. Auch beim aktuellen Gespenster-Stück wurde wie gewohnt unter Aufbietung aller Kräfte zusammengearbeitet: von Tontechnik und Licht bis zur live eingespielten Musik der sechsköpfigen Band namens »Atomie B. und the Huguenots«. Unter der Regie von Peter Radestock agieren die jungen Schauspieler mit hohem Einsatz und viel Spaß an der Sache. Die Choreographie der Gruppentanzeinlagen gestaltete Gießens Ballettdirektor Roberto Galvan.
Die Geschichte ist bekannt: amerikanischer Millionär kauft englisches Schloß inklusive altem Diener und noch älterem Gespenst. Fortan kämpft amerikanisch-pragmatischer Pioniergeist gegen europäische Gruseltradition. Und es wird nicht gespart an Zitaten, Slapstick und Kalauern. Alles was Literatur, Bühne und Film je zum Thema erfunden haben, ist wiederzuentdecken. Das Bühnenbild bietet Rüstungen und Waffen, diverse Treppenaufgänge und ein Skelett in der Standuhr; die Kostüme des Gespensterchores zeigen von Nosferatu bis zur Frau in Weiß, von der Henkerkapuze bis zu tierischen Masken alles, was das vampirsüchtige Herz begehrt.
Die darstellerisch herausragende Rolle verkörpert Fred Graeve als alter Diener Umney, angelegt zwischen dem Diener James aus »Dinner for one« (selbst das Eisbärenfell spielt eine Rolle) und dem rotnasigen, tattergreisigen Professor aus »Tanz der Vampire«. Thomas Streibig als Gespenst beeindruckt mit Behendigkeit, Komik und angenehmer Stimme, vor allem wenn er als »armes Gerippe« am Kronleuchter hängt.
Den meisten Zwischenapplaus heimsen Frank Siebenschuh und Jan Krawczyk als Millionärssöhnchen ein. Zwischen ausgelassenen Jungenstreichen auf der Jagd nach dem Gespenst intonieren sie witzige Fernsehspots für die diversen Produkte des Firmenimperiums ihres Vaters (Jürgen H. Keuchel). Da wird selbst das Gespenst nicht vom entsprechenden Nasenspray verschont und der magische, Jahrhunderte alte Blutfleck muß dem Superschaum weichen.
Geradezu stürmischen Beifall rufen die Gruppenauftritte hervor, die als Touristen verschiedener Länder jedes erdenkbare Klischee noch überzeichnen. Schuhplattler tanzende Deutsche etwa tragen nicht nur bayerische Tracht, sondern auch »die deutsche Fahne am Arsch«. Zum chaotischen Vergnügen und darstellerischen Höhepunkt wird der Drehtag eines Filmteams. Nur wenn es ernst gemeint ist, wie die Liebesduette zwischen der Millionärstochter Virginia (Regula Fischbach) und dem ehemaligen Schloßbesitzer Cecil (Tom Jacobs), dann wird es streckenweise langweilig, aller musikalisch gelungenen Umsetzung zum Trotz.
Der Komponist Damerius macht Anleihen quer durch die aktuelle Musikkultur, von der gefälligen Liedmelodie bis zum dröhnenden Hardrock und witzigen Rap.
Ansprechend für alle Generationen. Bleibt die Frage nach der Uhrzeit. Wenn tatsächlich scharenweise Schulklassen und Kinder mit ihren Eltern in das Stück strömen sollen, ist bei einer Dauer von zweieinhalb Stunden und 20Uhr Beginn der frühmorgendliche Schulantritt in Frage gestellt. Also doch mehr ein Stück für die Junggebliebenen unter den Gespenster-Freaks?

Marburger Publikulm feiert die Geisterstunde in der Stadthalle
Uraufführung des Musicals „Das Gespenst von Canterville“ am Samstag war ausverkauft

Oberhessische Presse

Marburg. Nimmt man den stürmischen Applaus nach der Uraufführung am Samstag als Maßstab, muß dem Marburger Schauspiel um den Erfolg des Musicals nicht bange sein.
Eine Gitarre klagt, ein Saxophon quengelt, Gespenster tanzen im dichten Nebel, der über die Bühne wabert: Es ist Geisterstunde in der Stadthalle. Auf den ersten Blick wird deutlich, daß das Marburger Schauspiel kaum Kosten gescheut hat, um die Uraufführung des Musicals „Das Gespenst von Canterville“ ansprechend in Szene zu setzen. Ausstatter Klaus Weber hat die Bühne in ein riesiges altes Schloß verwandelt. Dominiert wird das Bühnenbild von einem überdimensionalen Gemälde des Gespensts, hinter dem sich die Gruft des geplagten Geists verbirgt. Hinzu kommen über 100 originelle Kostüme und zahlreiche Geistermasken. Dieser Aufwand ist kein Wunder: Der Autor und Komponist Frank Damerius (40) ist seit 1991 Mitglied des Ensembles des Marburger Schauspiels. Mehrere Jahre lang hat er immer wieder an der Komödie gearbeitet, das 1994 in einer ersten Fassung als Kinderstück bereits fertig in der Schublade lag. Danach hat er es umgeschrieben als Musical für den Abendspielplan.
Herausgekommen ist ein Stück, das insbesondere ein Familienpublikum ansprechen soll und wird. Die Musik ist rockig mit Anleihen aus Jazz und Folklore, die von der guten Band „Atomic B. and The Huguenots“ aus Dresden live gespielt wird. Bei zwei schönen Liebesliedern offenbart Damerius auch seinen musikalischen Hintergrund: Er kommt aus der Liedermacher- und Chansonbewegung der 70er Jahre.
Die Handlung hat Damerius eng an Oscar Wildes Vorlage angelehnt, sie aber mit satirischen Seitenhieben auf unsere moderne Gesellschaft angereichert: Das Fernsehen wird ebenso aufs Korn genommen wie die Werbung und die zahllosen Handy-Besitzer.“Das Gespenst von Canterville“ ist eine romantische Komödie. Der steinreiche amerikanische Geschäftsmann Mr. Otis, von Jürgen Helmut Keuchel als protziger „Self-made-Millionär“ angelegt, kauft ein englisches Schloß und macht mit seiner Familie dem 400 Jahre alten Gespenst (Thomas Streibig) die Hölle heiß. Vor allem die frechen Zwillinge Boe (Frank Siebenschuh) und Joe (Jan Krawczyk) stürzen den verdatterten Geist von einer Verlegenheit in die nächste.
Als Mittler zwischen den beiden Welten fungiert der alte Butler Mr. Umney. Fred Graeve glänzt einmal mehr als tattriger Greis, der sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen läßt.
Erstmals seit langem hat das Marburger Schauspiel bei einem Musical auf Gäste verzichtet. So hat Regisseur Peter Radestock das Stück mit seinem Hang zur Überzeichnung vor allem im ersten Teil als schnelles, unterhaltendes Spektakel hart an der Grenze zur Klamotte inszeniert. Für viele Gags gab es am Samstag immer wieder Szenenapplaus: Da fliegen Schauspieler an Schnüren durch die Luft, Geister kriechen im Kunstnebel über die Bühne, da präsentieren Tänzer dem Publikum ihre in die deutschen Farben verpackten Hintern.
Da die beiden zentralen Gesangspartien mit Regula Fischbach als Virginia und Tom Jacobs als Cecil, der in manchen Szenen etwas steif wirkte, recht ansprechend besetzt waren, gab es am Ende für das Wagnis minutenlang tosenden Applaus. Die Premierenbesucher feierten vor allem den Witz der Inszenierung mit Füßetrampeln und zustimmenden Pfiffen. Auch Frank Damerius schien zufrieden: Strahlend warf er am Ende Blumen ins Publikum.

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