ALPHA • EIN LIEDERABEND

ALPHA • EIN LIEDERABEND

Premiere – Freitag, 22. November 2019

Musikalische Leitung: Vera Mohrs, Regie: Manuel Schmitt, Bühne und Kostüme: Prisca Baumann, Dramaturgie: Christina Zintl
Inhalt
Männerstimmen, Männerbilder, Männerfragen: Wer sind Männer heute? Wann darf ein Mann ein Mann sein? Darf er Schwäche zeigen? Welche Rolle nehmen Männer ein und wo verbiegen sie sich in scheinbar vorgegebenen Mustern? Und wie klingt es, wenn sie darüber singen? Hausmusikerin Vera Mohrs, die bereits „Die Musik war schuld“ mit kreiert hat, hat auch für „Alpha“ wieder Lieder bekannter Interpretinnen mit eigenen Arrangements und Kompositionen verschränkt. Im neuen Liederabend singen die Schauspieler nicht nur, sondern stehen auch als Band auf der Bühne und spielen zahlreiche Instrumente.
Besetzung
Kritik

Auf der Bühne stehen sechs Herren aus dem Schauspiel-Ensemble plus Conchita Wurst. In diesem Fall Vera Mohrs höchst-selbst.
Es kommt ziemlich alles zur Sprache, was einem zum Thema „Männer“ so ein- fällt: Macho-Gehabe und neue Gefühligkeit, Vaterrolle und Gleichberechtigung, Sex und Partnerschaft, Sport und Karriere.
Zur Not helfen auch ein paar Zitate aus offiziellen Statistiken.
…Die „alten weißen Männer“ Michael Hochstrasser und Frank Damerius schlagen sich im fliegenden Rollenwechsel genauso wacker wie ihre jungen Kollegen Amades Köhli, Cem Lujas Yeginer, Nicolas Frederick Djuren und Yascha Finn Noting.

Am besten gelingt die musikalische Präsentation und der ironische Einsatz der Pop-Songs: Die mehrstimmig singende Herrenrunde ist einfach hinreißend, als toller Sänger fällt dabei besonders Nicolas Frederick Djuren auf.
Vera Mohrs hat die Songs klug ausgewählt, bis zum Geht-Nicht-Mehr skelettiert, neu und sparsam instrumentiert und gewinnt ihnen dadurch überraschende Reize ab.
So (männlich bewegt) hat man jedenfalls Madonnas „Like a Virgin“, „Sweet Dreams“ von den Eurythmics oder Christina Aguileras „Beautiful“ noch nicht gehört.

Der Erkenntnisgewinn hält sich – trotz Publikumsbefragung – in Grenzen, aber der Unterhaltungswert ist nicht zu verachten.

Da hat jeder seine Rolle, die mit durchaus autobiografischen Motiven wie auch dem eigenen Bühnenimage spielt. Djuren als harter Knochen, der er gar nicht sein will; Cem Lukas Yeginer als Lockenknuddel, der schon mal für eine Frau gehalten wird; Amadeus Köhli als Schlitzohr am Sportschau-Sofa; Michael Hochstrasser und Frank Damerius als selbstbewusste Alpha-Tiere alten Schlages, die nun ein bisschen Nachhilfe in Feminismus – oder schlicht korrektem Verhalten – bekommen.

Ist ja nicht immer einfach, ein Mann zu sein – schon wegen der anderen Männer. Yascha Finn Nolting kann davon ein Lied singen, wenn er (mit Zitaten des schwulen französischen Autors Eduard Louis) von den Nöten des Andersseins schon als Kind berichtet. Selbstbewusst zieht er dann seine Stöckelschuhe an und schminkt sich die Lippen rot.

Zwischen angedeuteten Orten wie Fitnessstudio, Sauna und Pilsbar werden nicht nur Klischees klug hinterfragt und Statistiken abgeklopft, sondern sind sogar ernste Momente möglich. Etwa wenn ein Sohn dem Vater vorwirft, nie genug für ihn dagewesen zu sein: Das rührt an – und zeigt, wie clever und charmant „Alpha“ noch in seiner Pädagogik ist . . .

Riesenapplaus!

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