DAS FLEISCHWERK • NUSSBAUMEDER
DAS FLEISCHWERK • NUSSBAUMEDER
Premiere – Samstag, 24. Oktober 2015
Regie: Markus Heinzelmann, Ausstattung: Georg Wickert/Tine Becker, Dramaturgie: Katja Prussas
Ich spiele Georgi, bulgarischer Vorarbeiter im Fleischwerk
Foto © Marion Bührle
Seit jeher müssen Menschen notgedrungen ihre Heimat verlassen, um irgendwo Arbeit zu finden – Wanderarbeiter oder „mobile Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer“
Die katastrophalen Arbeits- und Existenzbedingungen, unter denen die Wanderarbeiter leben, gelangen selten an die Öffentlichkeit. Oft werden sie miserabel bezahlt oder ganz um ihren Lohn gebracht. Ohne rechtliche Handhabe müssen sie mit ungerechtfertigten Kündigungen umgehen. Wohnungsnot und überteuerte Unterkünfte mit „Mehrfachbettbelegung“ prägen ihren Alltag. Sie haben keinen Rückzugsort, und ihre Familien sind weit weg. Doch statt sich über betrügerische Machenschaften von Unternehmen aufzuregen, werden die Wanderarbeiter sogar noch als „Sozialtouristen“ öffentlich diffamiert.
Stefan Lorch (Daniel Rabanta), Philipp Weigand (Andrei), Bettina Langehein (Susanna), Stefan Willi Wang (Akif Kral), Frank Damerius (Georgi, bulgarischer Vorarbeiter im Fleischwerk), Adeline Schebesch (Valentina), Marion Schweizer (Gabi), Thomas Marx (Weidenfeller)
Was haben moderne Wanderarbeiter mit unserem Fleischkonsum zu tun? Um diese Frage kreist Christoph Nußbaumeders aktuelles Stück. Das Premierenpublikum im Nürnberger Schauspielhaus reagierte mit langem, betroffenen Applaus. […] Der bulgarische Arbeiter Andrei (Philipp Weigand), der für einen Hungerlohn schuften muss, begehrt gegen die unmenschlichen Zustände auf und bezahlt am Ende mit seinem Leben. Sein Gegenspieler ist der skrupellose Arbeitsvermittler Akif (Stefan Willi Wang), der selbst einmal als Tagelöhner eingewandert und inzwischen zu Reichtum gekommen ist. […] Stefan Willi Wang fasziniert in dieser Rolle und macht aus dem kriminellen Nutznießer einen dämonisch schillernden Bösewicht wie er im Buch steht.
Nürnberger Nachrichten – Stefan Radlmaier
Dass hier ein heißes, durch die Flüchtlingsproblematik noch brisanteres Thema verhandelt wird, ist unbenommen. An deutschen Schlachthöfen, in den industriell aufgezogenen Fleischfabriken der Konzerne, herrschen mitunter nicht nur für die Tiere mörderische Zustände, sondern auch für die Menschen. Arbeitskräfte aus dem Osten, hier aus Bulgarien und Rumänien, werden zu rücksichtslos ausgebeuteten Lohnsklaven, die – quasi unter frühkapitalistischen Bedingungen – alles mit sich machen lassen müssen: zwölf Stunden schuften etwa, mit den Stiefeln tief im Blut, aber nur für acht Stunden bezahlt werden.
Nürnberger Zeitung – Wolf Ebersberger
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