DIE LÄCHERLICHE FINSTERNIS • LOTZ

DIE LÄCHERLICHE FINSTERNIS • LOTZ

Premiere – Freitag, 29. Mai 2015

Regie: Eike Hannemann, Ausstattung: Ayse Özel/Margaux Manns, Dramaturgie: Katja Prussas

nach einem Hörspiel von Wolfram Lotz
Ich spiele Bojan Stojkovic und Reverend Lyle Carter. Außerdem spiele ich die Schauspielmusik (Gitarre)
Foto © Marion Bührle

Inhalt

Zwei Männer auf dem Wasser mit einem prekären Auftrag: Hauptfeldwebel Oliver Pellner und Unteroffizier Stefan Dorsch. Sie fahren mit einem Patrouillenboot durch die undurchdringliche Dschungelhölle Afghanistans, auf der aussichtlos erscheinenden Suche nach dem abtrünnigen Oberstleutnant Deutinger, der zwei Kameraden in einer Raserei getötet haben soll und abgetaucht ist. Zwei deutsche Soldaten im Auslandseinsatz, die immer tiefer in die fremde Wildnis eindringen müssen, treffen auf ein von Italienern geleitetes Blauhelmlager, auf Eingeborene, auf eine Missionsstation, auf einen Papagei und und und … Die Geschichte eines Afrikaners, der aus ökonomischen Gründen zum Piraten wurde, spielt auch noch eine große Rolle sowie das Frachtschiff MS Taipan, das Hamburger Landgericht und die Schreibstube des Autors. Während dieser fantastischen Reise verschwimmen mehr und mehr die Koordinaten des westlichen Bezugssystems, und Zeit und Raum sind aus den Fugen. Nicht nur die Vergangenheit und die Gegenwart des Kolonialismus, sondern auch der Irrsinn des Kriegs und die Unkenntnis von den sogenannten „Unzivilisierten“ werden am Ufer des Flusses sicht- und hörbar. Westeuropäer auf der Suche nach Orientierung in jeder Hinsicht, ob zu Wasser oder an Land. Wolfram Lotz´ Stück ist inspiriert durch den Afrika-Roman aus dem Jahre 1899 „Das Herz der Finsternis“ von Joseph Conrad und dem Vietnamfilm-Klassiker von 1979 „Apokalypse Now“ von Francis Ford Coppola.

Besetzung
Kritik

„Die lächerliche Finsternis“ kann man auch als düstere Lächerlichkeit, als dramatische Bagatelle verstehen, die mit dem Entsetzen über den katastrophalen Zustand der Welt ihre Scherze treibt. Eike Hannemanns Inszenierung macht aus der bitterbösen, aber auch ziemlich verquasten Groteske eine amüsante Dadaeske, die den Neo-Kolonialismus des Westens und den Kannibalismus der Wilden, christliche Missionierung und Ausbeutung der Eingeborenen, anscheinende Zivilisation und scheinbare Kulturlosigkeit im Dschungel des Hindukusch, der als Mekong durchs wilde Kurdistan fließt […] aufeinanderprallen lässt.
Donaukurier – Fridrich J. Bröder

In Kern der Handlung fahren ein Hauptfeldwebel und ein Unteroffizier mit einem Boot in einen undurchdringlichen Dschungel, der sonstwo sein könnte, um einen Kollegen aufzuspüren, der lieber die wenigen eigenen Leute umbrachte als die vielen Feinde. Auf dem Weg begegnen dem in Gestalt von Philipp Weigand zerrissen-zauderlichen Gehilfen und seinem eisern Offiziers-kalten Chef (Jochen Kuhl) ein Papagei, der vom Einschlag einer Granate in einen Bus erzählt, ein durchgeknallter Leiter eines italienischen Blauhelm-Rangers (wieder Köhler), ein alles Schwarze verehrender Missionsvorsteher. Da kriegt die Aufführung einen seltenen Aberwitz, weil Frank Damerius grandios die westliche Euphorie angesichts der edlen, schönen Wilden spielt, also so eine Art Philo-Kolonialismus, Köhler dazu die lächelnde Figurine dieser Anbetung darstellt.
Süddeutsche Zeitung – Egbert Toll

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